
Strafen
Erfurt: 2"
Höchstadt: 8"
Schüsse
Erfurt: 40
Höchstadt: 32
Tore
Erfurt: L. Postel, S. Haarala, J. Kiss
Höchstadt: S. Eriksson, D. Litesow
Zuschauer: 674
Wenn die Wände nachgeben
TecArt Black Dragons gewinnen am Sonntag auch ihr zweites Testspiel gegen Höchstadt in der spiegelverkehrten Kartoffelhalle mit 3:2
Lockt der spätsommerliche September mit Sonne und 23 Grad, ist das dem Drachen-Fan schnurzpiepegal. Da wird das Ränzlein geschnürt und ab geht es in Richtung Kartoffelhalle. Dort wird nämlich endlich wieder das geboten, worauf die treue Fanschar seit dem 21. Februar diesen Jahres verzichten mussten. Da kriegte das Erfurter Drachen-Team, überschattet vom Rauswurf ihres Cheftrainers, mit 4:0 in Herford eins auf die Ohren und scheiterten nach überwiegend dürftigen Saisonergebnissen mit dem Versuch, sich doch noch irgendwie in die Play Offs zu mogeln.
Neue Saison, neues Glück. Gegen ebenjene Herforder wurde am Freitag beim Gastspiel in Nordrhein-Westfalen im ersten Testspiel 2:1 gewonnen. Am Sonntagabend kam dann zu Spiel Nr. 2 Besuch in die Kartoffelhalle - aus dem bayerischen - Pardon, mittelfränkischen - Höchstadt. Die Alligatoren wollten sich im Drachenfressen üben, aber daraus wurde nichts. Die TecArt Black Dragons gewannen nach einer durchaus sehenswerten Leistung vor 674 Zuschauern - obwohl die Partie erst um 18 Uhr angepfiffen wurde - auch das zweite Testspiel mit 3:2.
Wenn das vom neuen Cheftrainer Sebastian Wolsch präferierte angriffsbetonte Spielsystem der Drachen zum Markenzeichen für die Saison 2025/26 in der Oberliga Nord werden sollte, kann sich die Erfurter Eishockey-Gemeinde wohl auf einiges im positiven Sinne gefasst machen. Denn die Mannschaft, die am Sonntag mit neuem Goalie Justin Spiewok, Neuzugang Miro Markkula, Neuzugang Nils Herzog, dem Testspieler Dennis Bondarenko und den DNL-Spielern Phil Bischoff, Jakob Richter und Jakob Altmann auflief, hat Potenzial. So zumindest der Eindruck nach dem Sieg.
Schwungvoll nach vorn, kampfbetont und sicher hinten - das war das richtige Konzept für einen gleichwertigen Gegner aus dem Fränkischen. Gegen den die Heimmannschaft in der neunten Minute allerdings das 0:1 hinnehmen musste. Trocken und ansatzlos aus dem Handgelenk vollendete Samuel Eriksson. Die Drachen spielten in der Phase zwar gefällig und schwungvoll nach vorn, ließen aber die notwendige Präzision beim Abschluss der Angriffe missen. Erfurt kann es aber. 16. Minute: Enzo Herrschaft im Stile eines wutschnaubenden Stiers auf rechts durch, Pass in die Mitte zu Louis Postel. Der knallt aus spitzem Winkel die Scheibe ins Gästetor. Mit Tempo wurde den Alligatoren der Zahn gezogen.
In Abschnitt zwei waren gerade mal zwei Minuten gespielt, da dachte sich Erfurts Lieblings-Finne Santeri Haarala etwas aus. Kurz und knackig sollte es sein. War es auch. Er verwandelte ein schönes Zuspiel von Jonas Gerstung zur 2:1-Führung. Mustergültige Kombination. Dass anschließend gleich zwei Mal Hochstädter Spieler im 1:1 auf Torwart Justin Spiewok zuliefen, aber an Erfurts neuem Goalie scheiterten, könnte man so am Rande notieren. Nur, es waren beide Male kreuzgefährliche Angriffe, bei denen die Gäste einen Mann weniger auf dem Eis hatten und trotzdem für Verwirrung sorgten. Fünf Sekunden vor Ablauf einer 2-Minuten-Strafe für Joe-Richard Kiss war es dann aber doch soweit. 2:2 in der 30. Minute durch Dmitrij Litesov. Ärgerlich.
Beachtenswert: In der teilweise umgebauten Kartoffelhalle - die Scheiben der Bande sind nun flexibel gelagert und geben nach, wenn ein Spieler seinen Gegner annageln möchte - kann man nun auch, bedingt durch den Seitentausch der Spielerbänke mit dem Kampfgericht und der Kühlbox, die Akteure aus nächster Nähe durch die Plexiglasscheiben von hinten beobachten. Da sieht man nun einen neuen Drachentrainer, der mit Ruhe und Bedacht seine Schäfchen dirigiert, mit ihnen kommuniziert, sie ermuntert, applaudiert, kritisiert und mit sparsamen Gesten seine Spielphilosphie erklärt, ohne dabei laut zu werden. Allzuviel Grundsätzliches zu bekriteln hatte er in dem munteren Spielchen am Sonntag nicht. Höchstens, dass seine Drachen nicht konsequenter aus den herausgespielten Chancen Kapital schlagen konnten. Gefreut hat sich Sebastian Wolsch dann aber in der 37. Minute. Oldie Harrison Reed bediente den mitgelaufenen Joe-Richard Kiss und der klinkte humorlos zum 3:2 ein. Neu-Torwart Spiewok sicherte den verdienten Sieg in einem fairen Spiel mit einer tollen Fußparade in der 57. Minute.
Das 3:2 war dann auch der Endstand, den der neue Coach bei seinen Balanceakten auf der engen Spielerbank bejubeln konnte. Am kommenden Wochenende wird es nochmals einen fränkischen Doppeltest geben. Am Freitag sind um 20 Uhr die Tigers Bayreuth in der Kartoffelhalle zu Gast, am Sonntag gehts es für die TecArt Black Dragons in die entgegengesetzte Richtung auf einen 200-Kilometer-Trip zum Rückspiel. Spätestens dann wird der Drachen-Chefcoach wissen, wen er am 19. September zum ersten Punktspiel in Duisburg und am 21. September in der Kartoffelhalle gegen die Hammer Eisbären aufs glatte Geläuf schickt.
Michael Keller
letzte Änderung: 08.09.2025