Strafen
Erfurt: 6"
Scorpions: 8"
Schüsse
Erfurt: 17
Scorpions: 28
Tore
Erfurt: J.Kiss, J. Gerstung, M. Markkula
Scorpions: N. Miglio, L. Kopietz
Zuschauer
961
Hannover liegt den Drachen. 3:2-Sieg gegen die Skorpione in der Overtime
Advent - Zeit zur vorweihnachtlichen Einkehr. Wem das zu wenig Action ist, der geht in Erfurt halt zum Eishockey. Sonntagabend, erster Advent. Statt Kerzenlicht und Spekulatius gehts da recht beherzt zur Sache, wird beim Kampf um den Puck auch mal gern in die herzhafte Gabenkiste gegriffen. Die TecArt Black Dragons waren gerüstet. Nach den beiden Auswärtspunkten vom Freitag, als den Piranhas in Rostock die Zähne gezogen wurden, kam der Gegner diesmal aus dem Nordwesten. Hannover leistet sich den Luxus zweier Top-Eishockeyteams. Die Indians und die Scorpions. Beide ringen um die Vorherrschaft in der Oberliga Nord, um den Platz an der Aufstiegssonne. Mit entsprechendem finanziellen Hinterland, bei dem die Erfurter nur gequält lächeln können. Das Dreifache vom TecArt-Etat, so heißt es, wird jeweils an der Leine ausgegeben, um endlich aufzusteigen. Viel Geld aus dem Füllhorn für exzellente Spieler und Trainer. Aber das hilft manchmal auch nur bedingt.
Den Indians hatten die Drachen schon am 14. Spieltag das Fürchten gelehrt. In einer epischen Schlacht hatten sie am 31. Oktober sensationell 4:2 gewonnen. Nun also die Scorpions. Ausgangslage ähnlich. Kaum einer rechnete ernsthaft mit einem Erfolg des Tabellenachten, bei denen Nils Herzog und Maurice Keil fehlen. Aber es kam ganz anders. Es sollte zum Advent ein kräftiges Lichtlein angezündet werden. Danach sah es aber anfangs so gar nicht aus. Hannover zog ein kraftvolles und technisch sehenswertes Passspiel auf, kreierte Torchancen im Minutentakt, traf aber nicht. Auch weil Patrick Glatzel im Drachen-Tor wieder mal einen Sahnetag erwischt hatte.
In der 9. und 10. Minute hatten vielmehr die Hausherren durch Niklas Jakob, Santeri Haarala und den Neuzugang Christopher Seto auch die Gelegenheit zur Führung. Die aber erzielte der Gast in der 11. Minute. Dachten alle. Aber die Schiedsrichter hatte so ihre Zweifel, bemühten den Videobeweis und kamen zum Schluss: kein Tor. Nach Minuten der Dauerbelagerung der Glatzel-Kiste und leidenschaftlicher Gegenwehr klingelte es wieder. Und wieder musste der Videobeweis herhalten. Man vermutete, ein Hannoveraner Schlittschuh sei im Spiel gewesen. War er aber nicht. Rückhand-Tor durch Nicholas Miglio 58 Sekunden vor der Pausensirene. Mit dem 0:1, man muss es so deutlich sagen, war Erfurt gut bedient.
Im Drittel Nr. 2 ging es so weiter, wie der erste Durchgang endete: mit Hannoveraner Dauerdruck. Mehrfach dicke Luft vor dem Kasten von Patrick Glatzel, aber die Mauer hielt. Zur Aufmunterung wurde in der Spielmitte vom Publikum inbrünstig das Rennsteig-Lied geschmettert. Nicht schön, aber schön laut. Geholfen hat es in der 33. Minute. Scorpion Christoph Kiefersauer lief in einer 1:1-Situation auf Patrick Glatzel zu und der packte einen Monstersafe (im Altsprech: eine Glanzparade) aus. Unglaubliche Reaktion. Dasselbe nochmal zwei Minuten später. Hannover in Unterzahl. Konter. Diesmal verzweifelte Pascal Aquin am Erfurter Goalie. Und dann hat es Zoooom! gemacht. 37. Minute: Joe-Richard Kiss saust auf Links Richtung Hannover-Tor, zieht zwei Gegner auf sich und passt dann scharf zur Mitte. Dort lauerte Miro Markkula - 1:1. Ausgleich aus dem Nichts. So einfach kann es gehen. Bisschen glücklich der Spielstand, mit dem es in die zweite Pause ging.
Abschnitt drei und die Frage: Was geht hier noch? Die Antwort: Kampf, Kampf, Kampf. Das hatten die Drachen verinnerlicht und warfen sich mit Leidenschaft in die Zweikämpfe, um die spielerisch dominanten Gäste zu zähmen. Die, ständig im Vorwärtsgang, wurden dann belohnt. 48. Minute. Lukas Kopietz verwertete einen Rebound nach abgewehrtem Schuss von Yannik Drews zum 1:2. Nun auch egal, dachten sich die Gastgeber. Visier runter und los. Die Hausherren wurden zusehends wagemutiger und auch kecker. Und wagten sich zusehends aus der Deckung. Hannovers Torhüter Leon Hüter bekam mehr Arbeit. Beim 2:2 in der 55. Minute war er aber chancenlos. Christopher Seto auf Eric Wunderlich, Zuspiel auf Jonas Gerstung. Und der packte den Hammer aus. Drin. Das Spiel nun auf Messers Schneide. Strafe hier, Strafe dort. Ohne Entscheidung. Die Overtime musste es bringen.
Möglicherweise hatte Miro Markkula noch etwas vor an diesem Abend. 15 Sekunden gespielt. Tor. Und was für eins. Alles bei den Gästen konzentrierte sich auf den Finnen Santeri Haarala. Sein Landsmann nahm den Freiraum gern an, fuhr mit den Hannoveranern regelrecht Karussell und mogelte den Puck mit einem Bauerntrick ins Netz. Kurve hintenrum, rein ins kurze Eck. Die Sensation war perfekt. Auch die zweite hochdotierte Mannschaft aus Hannover musste in Erfurt Federn lassen und rutschte auf Platz drei ab. Das couragierte Spiel der Heimmannschaft rang Hannovers Trainer Rico Rossi anerkennende Worte für ein „kämpferisches Eishockey mit Herz“ ab. Erfurts Cheftrainer Sebastian Wolsch spendierte eine Kiste Bier zur Belohnung. Nach dem ersten Drittel sei dieser Ausgang nicht zu erwarten gewesen, sagte er. Aber dann hätten seine Jungs alles reingehauen, was möglich war. „Punkte sammeln, um die Playoffs zu erreichen“, sei das große Ziel. Am Dienstag muss das in Herford untermauert werden.
Michael Keller
Die Highlights und die Pressekonferenz werden präsentiert von thefan.fm.
letzte Änderung: 01.12.2025