28. Spieltag
TecArt Black Dragons Erfurt vs. Halle Saale Bulls
BDE vs. MEC - Teddy Toss 

Strafen
Erfurt: 10"
Halle: 6"

Schüsse
Erfurt: 14
Halle: 37

Tore
Erfurt: C. Seto (2x), F. Denner, R. Kramer
Halle: E. Biezais (2x), R. Drohten, M. Neher, R. Palka

Zuschauer
1400

Fliegende Teddys und lange Gesichter

TecArt Black Dragons verlieren gegen den alten Rivalen aus Halle mit 4:5 und ziehen sich den Unmut ihres Trainers zu

Es ist eine schöne Tradition geworden, dass beim Eishockey in Erfurt im Dezember tausende Plüschtiere einen neuen Besitzer finden. Zuhause wird das Kinderzimmer von den zu viel gewordenen kuscheligen Alltagsbegleitern geräumt, in der Evangelischen Stadtmission wächst derweil die Vorfreude auf den großen Moment, wenn Chefin Petra Hegt beim weihnachtlichen Festessen den Vorhang auf der Bühne lüftet und die Kinder, denen das Schicksal bislang nicht besonders hold war, aus dem Überfluss auswählen dürfen.

241 Sekunden waren am Freitagabend gespielt, als sich der Teddy Toss-Segen auf das Eis der Kartoffelhalle ergoss. Soeben hatte Christopher Seto für die TecArt Black Dragons im Überzahlspiel das 1:0 gegen die Saale Bulls aus Halle erzielt. Fünf Minuten hielt die vorweihnachtliche Freude bei den 1300 Erfurter Fans - rund 100 waren wie üblich aus Halle mitgereist - an. Dann klinkte Elvijs Biezais ins Drachen-Tor ein. Pass links, Pass rechts, Pass Mitte - fertig. So hochgeschwind und effektiv kann man Eishockey spielen. Davon waren die Drachen an dem Abend aber oft weit entfernt. 

Das am Ende dennoch vier Erfurter Tore an der Anzeigetafel leuchteten, täuschte über ein Spiel hinweg, das Drachen-Coach Sebastian Wolsch nach dem Abpfiff als „kein guter Auftritt“ geißelte. Seine Jungs seien „mental nicht da“ und „zu langsam“ gewesen und seien „immer einen Schritt zu spät“ gekommen, man habe „keine cleveren Entscheidungen getroffen“. Und wenn man schon selbst vier Tore schieße, „muss man das besser verwalten“, so seine deutliche Kritik.

Manch einer der Zuschauer wird ob solch klarer Worte vom Chefcoach verwundert sein, hatte man doch vier Mal beim Kampf gegen den alten Rivalen jubeln dürfen. Was aber die Defizite im Erfurter Spiel überdeckte. Man muss nur die entlarvende Statistik zu Rate ziehen, um sich ein Bild zu machen. 14:37 Torschüsse. Noch Fragen? Wer war hier eigentlich der Hausherr? Halle spielte die individuellen Stärken seiner Akteure mit technischer Sicherheit und Tempo aus. Zuweilen sah es nach Dauerbelagerung des Drachen-Tores aus. Erfurt bekam einfach keinen Zugriff aus das Spiel, um selbst Impulse zu setzen, verlegte sich lange Zeit nur aufs Verteidigen. Der Beton hielt. Bis zur 24. Minute. Da tanzte wieder Biezais die Drachen-Defense aus, traf im zweiten Anlauf zum 1:2. Es sprach für die Hausherren, dass sie nur 74 Sekunden brauchte, um ihrerseits auszugleichen. Fritz Denner wühlte sich auf der linken Außenbahn durch, eine an ihm hängende Hallenser Klette zeigte keine Wirkung gegen den kraftvollen Antritt. Denner zog zur Mitte, verlud auch den Bulls Goalie Nils Kapteinat mit einem kurzen Körperzucker und klinkte zum 2:2 ein (25.). Tolles Tor. Alles tobte. 27. Minute: Konter wieder über links. Über die Stationen Tom Banach und Miro Markkula kam die Scheibe zum rechts lauernden Seto. 86 Sekunden nach dem Ausgleich die Führung. Alles tobte. So hätte es gern weitergehen können. Ging es aber nicht. Kaum ausgejubelt, glichen die Gäste aus. Erfurts Torwart Patrick Glatzel landete bei einer Abwehraktion auf dem Rücken, versuchte wie ein Käfer verzweifelt wieder auf die Beine zu kommen. Derweil sahen seine Kollegen zu, wie sich Robin Drohten den Puck schnappte, den Kasten auf der Rückseite rumkurvte und dann am machtlos am Boden liegende Glatzel einschob (29.). 

Das Chancenplus der Bulls im zweiten Drittel plus mehr Drang zum Tor (3:10 Schüsse) ließ ahnen, dass es im Schlussdurchgang heftig werden könnte. Wurde es auch. 4:12 Torschüsse, ein technisch versierter Gegner, der Erfurt kaum Zeit zum Verschnaufen ließ - eine echte Herausforderung für die Drachen. Die aber eine Überzahl nutzten. Renè Kramer hämmerte den Puck als Blueliner mit Schmackes ins Netz (49.). Die Hoffnung bekam Nahrung, doch Halle zog nur 46 Sekunden später den Teller weg. Marvin Neher durfte sich mangels Erfurter „Betreuung“ aussuchen, wohin er die Scheibe platzieren möchte. Hat geklappt. Ausgleich. Und exakt vier Minuten später machte Robin Palka frühzeitig, wie sich zeigen sollte, den Deckel drauf. Maurice Keil verdaddelte im eigenen Drittel die Scheibe im Vorwärtsgang, Palka nutzte das zu einem unwiderstehliche Solo mit krönendem Abschluss zum Siegtreffer. Erfurt mühte sich, bekam aber das Spiel nicht zu fassen. Weil sich die Drachen kurz vor Schluss zudem gleich zwei Strafen einhandelten, musste der Gast nicht mehr viel investieren, um die drei Punkte an die Saale zu holen. Für die Drachen blieb nach dem unerwarteten 5:4-Sieg am Mittwoch beim Tabellenkrösus, den Hannover Indians, nur die Erkenntnis, dass man beim Eishockey auch in der Weihnachtszeit nichts geschenkt bekommt.


Michael Keller

 

Die Highlights und die Pressekonferenz werden präsentiert von thefan.fm.
 

Highlights

Pressekonferenz

letzte Änderung: 20.12.2025