18. Spieltag
Herner EV Miners vs.TecArt Black Dragons Erfurt
 HEV vs. BDE.jpg 

Strafen
Herne:  4 - 8
Erfurt:  5 - 10
 

Schüsse
Herne: 24
Erfurt: 21

Tore
Herne: Enock, Snetzinger (2), Heyer, Ericsson
Erfurt: Keil, Haarala2x

Zuschauer: 822

 

Aller schlechten Spiele sind vier

TecArt Black Dragons verlieren auch beim Tabellenletzten Herne mit 3:5

Hannibal war ein karthagischer Stratege und Heerführer, der als einer der größten Feldherren der Antike galt und durch sein taktisches Geschick Schlachten für sich entscheiden konnte. Ob das den Herne Miners auch am Sonntagabend in der heimischen Hannibal-Arena gelingen würde, das war die Frage, bei deren Beantwortung die TecArt Black Dragons ein Wörtchen mitreden wollten. Schließlich wollte man den 340-Kilometer-Tripp zum Sonntagabend nicht umsonst angetreten haben. Die statistische Wahrscheinlichkeit, etwas Zählbares aus der 157 000 Einwohner zählenden Industriestadt im Ruhrgebiet mitzunehmen, sie stand nicht schlecht. Schließlich war man beim Tabellenletzten, der gerade mal sieben Punkte auf der Habenseite vorweisen kann, zu Gast. Im Heimspiel am 13. Oktober hatten die Drachen 6:2 gesiegt.

Die Herne Miners hatten in den bisherigen 17 Spielen der Saison gerade zwei Mal das Eis als Sieger verlassen (27. September - 4:3 gegen Hamm, 18. Oktober - 5:0 gegen Duisburg) und lediglich 28 Mal getroffen (1,64 Tore pro Spiel). Danach setzte es acht Klatschen in Serie. Aber die TecArt Black Dragons kochen zur Zeit selber nur auf Sparflamme, hatten zuletzt drei Mal hintereinander verloren und waren mit mageren 19 Pünktchen Drittletzter im Zwölfer-Feld der Eishockey-Oberliga Nord. So trafen zwei Mannschaften aufeinander, die dringend auf Punkte angewiesen sind.

Herne hoffte auf den Start eines Laufes. Mit einem kanadischen Heimkehrer, der von den Fans als erhoffter Joker frenetisch begrüßt wurde. Einen, der nach fünf Jahren Wanderschaft zurückkehrte: Brad Snetsinger, 37, ausgebuffter kanadischer Stürmer, der zwischen 2003 und 2012 bei zehn amerikanischen Teams unter Vertrag stand und ab 2012 in Kassel, Tilburg, Kaufbeuren, Leipzig, Herne, Memmingen, Selb, Rosenheim, Hannover und nun wieder Herne, reichlich Staub gewischt hat. Die Erfahrung des kanadischen Wandervogels soll nun die Miners aus den Katakomben der Tabelle führen.

Erfurts Trainer Robert Hoffmann hatte zuletzt immer wieder echtes „Männer-Eishockey“ gefordert. Seine Cracks hatten zumindest im ersten Drittel etwas mehr von Spiel und einen sicheren Nick Vieregge im Kasten. Die erste große Möglichkeit ließ Joe-Richard Kiss noch liegen (5.), in der zehnten Minute war es dann Maurice Keil vorbehalten, einen Rebound nach einem Rückhandschuss von René Kramer zur Führung zu verarbeiten. Erfurt drückte in der Folge, nahm den Herne-Kasten unter Beschuss. Schwerstarbeit für Torwart David Böttcher-Miserotti. Andris Dzerins hätte erhöhen können (19.). Tat er aber nicht. Deutliche Überlegenheit, aber keine Tore. Das sollte sich rächen.

Drittel zwei wurde zum Fiasko. Eben oder gerade weil Wandervogel Snetsinger seine ganze Erfahrung ist Spiel brachte. 23. Minute: Schuss, den Vieregge, der bis dato beste Drache, parierte. Der Druck nahm zu. Dann wars passiert. 1:1 in der 31. Minute. Durch wen? Klar, Brad Snetsinger, das vollbärtige Ungeheuer. Freilich nur als Ausgangspunkt. Sein Schuss wurde zur Vorlage für Hugo Enock an seinem Geburtstag. 33. Minute, Enzo Herrschaft versuchte es - Abpraller ohne Verwertung. Gleiche Minute - 2:1. Torschütze? Snetsinger. Einen hammermäßigen Schuss von Julian Herbold fälscht er unhaltbar ab. Nicht unverdient die Führung, denn Erfurt war in dieser Phase zu inaktiv. Herne dagegen am Drücker. Nick Vieregge wird zum besten Erfurter. Enzo Herrschaft muss zu allem Übel zusehen, wie sein Schuss abprallte, aber keiner da war, der  die Scheibe final hätte einschieben können (33.). Und es kam noch dicker. Beim 3:1 in der 36. Minute war auch Erfurts guter Torwart machtlos. Herne läuft mit vier Cracks auf zwei Erfurter zu, und trifft. Durch wen? Durch - na klar - die Nr. 76 - Brad Snetsinger. Sein Hammer wird abgefälscht und damit unhaltbar. Kalt wie Hundeschnauze, der Rückkehrer, der bis dahin schon alle Erwartungen mit seiner Neuverpflichtung erfüllt hatte und vom Publikum wie ein Messias gefeiert wurde. Herne wesentlicher druckvoller, bestrafte Erfurts Zurückhaltung, um nicht zu sagen, Schläfrigkeit.

Die Erfurter Hoffnung lag nun auf dem Schlussdurchgang. 20 Minuten blieben, um „Männereishockey“ zu zeigen. Aber ach oh je, das Drittel beginnt mit einem Wechselfehler und zwei Strafminuten, die zum Glück folgenlos bleiben. Nick Vieregge stand weiter im Mittelpunkt. Drachen-Coach Robert Hoffmann dürfte das sehr missfallen haben. Denn das war bis dahin zu wenig und ganz sicher nicht das, was er von seinen Jungs verlangt hatte. Die 822 Zuschauer fanden es aber - bis auf die mitgereisten Drachen-Fans - ganz okay. In der 49. Minute hielten die Herner aber mehrfach die Luft an. Powerplay made in Thüringen. Und zwei Miners wurden in die Kühlbox geschickt. Erfurt 84 Sekunden mit zwei Mann mehr. Da muss doch was gehen. Dauerfeuer. Santeri Haaralas Schuss landet am Pfosten (50.). Und dann klappt es. Ebenjener Haarala verwertet einen Abpraller nach starkem Pass von Maurice Keil zum 2:3.

Die Morgenluft hielt indes nur eineinhalb Minuten. Herne fährt einen Konter, gerade als die Strafzeit ihres Stürmers Niklas Heyer abgelaufen ist. Der wird mit einem Pass auf die Reise geschickt und klinkt trocken ein (51.). Doch das wars noch nicht. 54. Minute - Strafe für Herne. Sieben Sekunden später klingelt es im Kasten von David Böttcher-Miserotti. Der Haarala wars schon wieder. Aber das dicke Ende bahnte sich an, als sowohl Eric Wunderlich in der 55. und Tobias Schmitz wegen hohen Stocks in der 56. Minute auf die Strafbank verbannt wurden. Alles oder nichts - Torwart Vieregge raus, um die numerische Unterzahl zu lindern. Und wie es eben so geht, fängt man sich ein Empty Net-Goal ein. Samuel Eriksson machte 17 Sekunden vor Ultimo mit dem fünften Herner Treffer ins verwaiste Erfurter Tor den Deckel endgültig drauf. Hannibal lässt grüßen.

Fazit: Außer Spesen nichts gewesen für die TecArt Black Dragons. Stundenlang im Bus gesessen, um mit leeren Händen und der vierten Niederlage in Serie im Gepäck zurückzukommen und sich nun auf dem vorletzten Tabellenplatz wiederzufinden. Da blieben am Sonntagabend einfach zu viele Wünsche offen. Trainer übernehmen Sie!

Und am kommenden Freitag gehts schon wieder ins Ruhrgebiet, nach Hamm, zum Tabellensechsten.

letzte Änderung: 25.11.2024