35. Spieltag
TecArt Black Dragons Erfurt vs. Hammer Eisbären
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Schüsse
Erfurt: 25
Hamm: 35

Strafen
Erfurt: 9"
Hamm: 11"

Tore
Erfurt: A. Dzerins, S. Haarala. T. May
Hamm: D. Hahn (2x)

Zuschauer: 927

 

TecArt Black Dragons gewinnen gegen die Hammer Eisbären 3:2 und stabilisieren sich im Kampf um die Pre-PlayOff-Plätze

 

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Soll heißen, man kann mit dem entsprechenden Ehrgeiz und Beharrlichkeit sein Ziel durch viele kleine Schritte erreichen. Irgendwie. Nur nicht aufgeben. Weiter, immer weiter. Und so schinden und mühen sich die TecArt Black Dragons in dieser vertrackten Saison immer wieder unermüdlich um Punkte. Platz 10 ist die Voraussetzung für die Teilnahme an den PPOs, um die treuen Drachen-Fans in dieser Saison nicht zu enttäuschen. Aber: wie die Drachen auch emsig ihre Punkte sammeln, tut es ihnen die Konkurrenz gleich. Es ist ein extrem mühsames Schneckenrennen im hinteren Tabellendrittel der Oberliga Nord. Was da hilft: Gegen die Mitbedrohten punkten, eine Schippe drauflegen.

 

Freitagabend. Fußball-Bundesliga. Eintracht Frankfurt spielt gegen Borussia Dortmund. Und die deutschen Handballer kämpfen in der WM gegen die Schweiz. Alles Quotenbringer. Eigentlich. Ist Erfurts Drachen-Fans aber egal. Hier gehts um mehr. Um die Teilnahme an den PPOs. Nun ja, da muss es auch möglich sein, Opfer zu bringen. Schon wieder einen Trip an die Ostsee-Küste - immerhin so um die 600 Kilometer - in Kauf zu nehmen. Hut ab. Aber: auch Fans sind Eichhörnchen. Sie wollen ihren Cracks den Rücken stärken. Und die enttäuschen sie nicht. Mühsam, wie gesagt, ernährt sich Sciurus vulgaris, wie der putzige Zwerg korrekt heißt. Und er holt sich am Freitagabend Nahrung an der Küste. Zwei Punkte im Penaltyschießen. Und dann kommen am Sonntagabend die Eisbären aus Hamm. Bis Platz acht, von dem die TecArt Black Dragons nur fünf Punkte getrennt sind, ist alles noch in Reichweite. Da am sonntäglichen Spieltag einige Mitbedrohte gegeneinander antraten, hieß es zu punkten und die Ausgangsposition für die letzten zehn noch ausstehenden Spiele zu stärken. Mit den Hammer Eisbären kam der Tabellensiebte aus NRW in die Kartoffelhalle. Zuletzt wurde der am 20. Dezember 4:1 in Erfurt bezwungen. Fortsetzung folgt hieß in höchster Punktenot die sonntägliche Devise. Doch das Match begann mit einer kalten Dusche im winterlichen Wetter.
Dritte Minute: Drachen-Kapitän Eric Wunderlich sitzt eine Strafe ab. Hamm braucht sechs Sekunden. 0:1 durch den Spieler mit dem poetischen, der Antike entlehnten, Vornamen, Dante.
Bürgerlich Hahn. Der lässt sich nicht lange bitten. Punktgenau in Überzahl abgezogen. Drin. Klare Aktionen suchten die 927 Zuschauer - darunter über 20 aus der Fremde, in der Folge indes vergebens. Keiner der Kontrahenten bekam es hin, mit deutlichen Aktionen und strukturiertem Spiel so etwas wie eine Linie aufzuzeigen. Bisschen hier, bisschen da. Das ereignisarme Drittel Nr. 1 erfreute wohl kaum einen der Besucher. Im Gegenteil. Minute 13. Konter der Eisbären. Zwei gegen eins. Zack, zack, drin - 0:2. Die Drachen hatten schlicht und ergreifend im Vorwärtsgang die Absicherung nach hinten vernachlässigt. Lange Gesichter auf den Traversen. Aber dann. 15. Minute - eine Koproduktion. Santeri Haarala macht das, was keinem Zuschauer zu empfehlen ist — er fängt einen zurückspringen Puck mit der Hand, schiebt den zu Andris Dzerins. Und was macht der? Schiebt unten links ins Gästetor. Nur noch 1:2.
Aufregung in Spielminute 16. Hamms Stürmer Miro Markkula fährt im Rückwärtsgang unabsichtlich Tom Banach über den Haufen. Der bleibt mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Eis liegen. Bitter für Tom Banach: Er wird danach mit Blaulicht ins Krankenhaus gefahren. Das lässt nichts Gutes ahnen. Die letzte dicke Chance der Gäste in der 20. Minute, bei der Nick Vieregge glänzend hält, geht darüber fast unter. Es endet ein Drittel, das in der neutralen Zone quasi zerrieben wurde.

 

In Drittel zwei kam zuerst der bereits erwähnte Hammer Stürmer mit dem antiken Vornamen zur ersten großen Gelegenheit, weil Santeri Haarala eine formidablen Fehlpass gespielt hatte. Nennenswertes passierte danach kaum. Bis zur 30. Minute. Gewusel vor dem Gästekasten, Leiber stürzen übereinander im wilden Kampf, aber der Puck ist irgendwo. Viel Aufwand, wenig Nutzen. 32. Minute, Routinier Harrison Reed, der am Samstag tatsächlich 37 wurde, könnte, macht es aber nicht, das 2:2. Gleiche Minute: drei Hammer Eisbären türmen sich vor Nick  Vieregge auf. Na und. Der wirft sich ins Getümmel. Verhindert souverän das 1:3. Dann der dramaturgische Höhepunkt Nr. 1 dieses Spiels: Joe-Richard Kiss verhakt sich in Spielminute 32 mit Tom Geischheimer. Es gibt reichlich Schnickse und am Ende wandern beide nach energischer Raufeinlage für jeweils fünf Minuten zum Abkühlen auf die Strafbank. Rambozambo auch fünf Minuten später. Karambolage vom Feinsten. Gäste-Verteidiger Philip Kuschel macht seinem Namen so gar keine Ehre, rammt Enzo Herrschaft von hinten in seinen Mannschaftskameraden Markkula und der bleibt liegen. Videobeweis soll klären. Die Schiris erkennen, dass es kein Foul von Enzo war. Es geht ohne Strafe weiter. Man ist hier schließlich nicht beim Fußball. Schrecksekunde kurz vor der Pausensirene. Gianluca Balla ballert in Richtung Erfurter Tor, aber Drachen-Goalie Nick Vieregge ist aufmerksam. Erstmal verschnaufen auf beiden Seiten.

 

Drittel 3: Zeit für das Erfurter Eichhörnchen. Zeit zu liefern. Es kann nur besser werden nach zwei strukturarmen Dritteln. Tim May war der Erste, der sich das zu Herzen nahm. Erfurts Robin Erkinjuntti knallt den Puck an die Bande hinterm Gästetor, den Abpraller nimmt May als Vorlage für den Ausgleichstreffer. Drei Gästespieler eskortieren freundlich. May dankt. 2:2. Und die Erfurter Eichhörnchen werden emsiger. Haarala, Reed, Apitz - man versucht sich in Front zu bringen. Und es wird auch ruppiger. Aber auch von Erfurter Seite aus strukturierter. 50. Minute. Hamms Samuel Dotter drückt die Strafbank wegen Beinstellens. 15 Sekunden braucht Haarala zur Führung. Reed und Kiss hatten ihn zuvor bestens in Position gebracht. Teamwork vom Feinsten. Alles feiert schon, als Hamms Torwart Sebstian Wieber seine Kelle nicht unter Kontrolle hat und sie dem vorbeirauschenden Erfurter Kontrahenten Herrschaft eher unabsichtlich ins Gesicht steckt (57.). Die Strafe sitzt sein Teamkollege stellvertretend ab.

 

Schlussakkord. Die TecArt Black Dragons sichern den Dreier, die Eichhörnchen liefern. Ist auch dringend nötig. Die Konkurrenten im Schlussdrittel der Tabelle punkten gern mit. Es wird enger und enger. Und die schwarzen Drachen haben noch viel Arbeit vor sich.

 

Am 21. Februar wird abgerechnet. Neun Spieltage sind noch Zeit. Und am kommenden Freitag gastiert ein Mitbedrohter in Erfurt - Die punktgleichen Duisburger Füchse. Großkampftag für die Erfurter Eichhörnchen im Drachengewand. Und für die Erfurter Fans. - MK

letzte Änderung: 20.01.2025