43. Spieltag
TecArt Black Dragons Erfurt vs. KSW IceFighters Leipzig
BDE vs LEI 16.02.25.png

Schüsse
Erfurt: 41
Leipzig: 29

Strafen
Erfurt: 31"
Leipzig: 18"

Tore
Erfurt: A. Dzerins, S. Haarala
Leipzig: L. Volkmann (2x), J. Schumacher (2x), R. Slanina

Zuschauer: 1200

 

TecArt Black Dragons müssen sich gegen Leipzig 2:5 beugen, am Freitag in Hannover etwas holen und auf Schützenhilfe der Saale Bulls zum Erreichen der Pre Play Offs hoffen


Der vielleicht rettende Strohhalm wurde erst im Nachgang aus Essen herübergereicht. Die Moskitos hatten es den Duisburger Füchsen, dem ärgsten Konkurrenten der TecArt Black Dragons um den zehnten Pre Play Off-Platz, mit 6:2 gezeigt. Gegen 21.20 Uhr war dann am Sonntagabend klar, dass die TecArt Black Dragons noch eine minimale, aber keinesfalls hoffnungslose Chance bekommen werden. Am kommenden Freitag. In Hannover. In der ARS Arena im Ortsteil Wedemark der niedersächsischen Landeshauptstadt. Bei den Hannover Scorpions. So weit, so gut. Der Pferdefuß: die Skorpione sind mit 86 Punkten in der Eishockey-Oberliga Nord der souveräne Tabellenzweite mit einem Torplus von 44, die Erfurter, nur mal so zum Vergleich, mit 49 Punkten und 36 Minustoren derzeit lediglich Tabellenzehnter. Zwei Punkte vor den Duisburger Füchsen. Die am Freitag gegen den alten Kontrahenten aus Halle antreten. Ein Millimetereinlauf ist garantiert. Nur einer - Erfurt oder Duisburg - kann den Strohhalm, den die Essener Moskitos zum Erreichen der Pre Play Offs freundlicherweise offeriert haben, ergreifen. Um noch ein bisschen weitermachen. In den sogenannten Pre Play offs. Und ihren treuen Fans die Saison noch um ein paar Spiele zu verlängern.


Diese treuen Erfurter Fans hatten sich zum Sonntagabend aufgemacht, um ihren Cracks den Rücken zu stärken. Im schweren Spiel gegen die Leipziger IceFighters. Gegen den mittlerweile zum Angstgegner avancierten Gast war schon das letzte Heimspiel am 26. Dezember mit 2:7 richtig nach hinten losgegangen. Nach dem überraschenden 3:2-Heimsieg inklusive Penaltykrimi am Ende vom Freitag gegen den Tilburger Liga-Krösus war es aber, wie konnte es anders sein, proppenvoll und die Hoffnung groß. 1200 Besucher - ausverkauft. Geschätzte 100 Leipziger Fans inklusive. Die am Ende freudestrahlend den Heimweg in die Messestadt antreten konnten. Weil, so fasste es der Interims-Drachencoach Robert Schmidt nach dem Spiel nüchtern zusammen, „Wir zu schnell den Kopf verlieren“ und „die Mannschaft für solche Spiele nicht gefestigt genug ist“, auch wenn die Jungs an sich geglaubt hätten. Doch dann hätten sie die Zweikämpfe nicht mehr angenommen oder verloren. Die große Strafe gegen Maurice Keil „hat uns hintenrum aufgefressen“, so Schmidt. Mit nur 16 Spielern hätten am Ende die „Körner“ gefehlt und man habe nicht mehr ins Spiel zurückgefunden“. Dabei könnte man es eigentlich bewenden lassen. Aber man sollte das Spiel nochmal unters Brennglas legen. Und was sieht man da? Ein Drachen-Team, das sich von Anfang an mit dem Tilburg-Sieg im Rücken, reinkniete, fightete, um sein Leben lief und eigentlich kaum Anlass zur Kritik in den ersten 20 Minuten bot. „Mehr Zug und mehr Biss“ hatte Erfurts Eishockey-Legende Werner „Martha“ Belitz, inzwischen 86 Jahre alt und immer noch treuer Besucher der Drachen-Heimspiele, unter dem neuen Trainer ausgemacht. Und so machte sich Hoffnung breit, dass man mit einem Sieg gegen die sächsischen Eiskämpfer vorfristig das rettende Punkte-Ufer würde erreichen könnte.


Das erste Drittel konnte man mit guten Gewissen auf die Haben-Seite der Drachen packen. Die Hausherren zeigten sich entschlossen wie derzeit Politiker beim Kanzler-Rennen. Man suchte den schnellen Abschluss ohne Schnörkel und Kringel. Goalie Nick Vieregge kratzte alles weg, was Erfurts Tor bedrohte, vorn rackerten die Drachen beispielsweise mit ihren Angestellten Santeri Haarala, Enzo Herrschaft, Jonas Gerstung aufopferungsvoll für Torchancen. Und dann irgendwer in der 16. Minute im Gewimmel vor Leipzigs Kasten. Alles schreit Tor. Die beiden Hauptschiedsrichter nicht. Die wollen es ganz genau und schauen sich den Videobeweis an, um dann mitzuteilen, dass die Hartgummischeibe nun doch nicht mit ihren gesamten 7,62 Zentimetern Durchmesser die Torlinie überschritten hatte. Manchmal nervt mathematische Genauigkeit. Ein gutes Drittel, dem am Ende der Lorbeerkranz - ein Tor der Erfurter - fehlte.


Das „Zitronensitzbad“ ereilte die TecArt Black Dragons nach nur 78 Sekunden im zweiten Durchgang. Eine Doublette zwischen Steve Hanusch und Luke Volkmann - und schon stand es 0:1. Dann wurde Florian Eichelkraut bei den Gästen gebracht. Ein alter Bekannter, inzwischen steht er mit respektablen 40 Lenzen immer noch auf dem Eis. Schon 2002 hatte er in Erfurt mit den Berliner Preussen in Erfurt debütiert. Der Oldie konnte aber den umjubelten Erfurter Ausgleich auch nicht verhindern. In der 28. Minute wurde die Leipziger Defensivabteilung regelrecht ausgehebelt. Pass links, Pass rechts - Pass links. So lange, bis Erfurts Goalgetter Santeri Haarala die passende Lücke fand und abdrückte. Die Bude kochte. Aber nur bis zur 31. Minute. Ein Rebound aus Nahdistanz wurde zum 1:2. Jan-Luca Schumacher stand im Zentrum vor der Vieregge-Kiste blank am richtigen Platz. Das Spiel wurde galliger. 36. Minute. Eine Szene mit Folgen. Maurice Keil verpasst völlig überflüssig mittels Revancefoul einem Leipziger einen Kniecheck und muss daauss mit einer 5+20-Minuten- Spieldauerstrafe büßen. Ein Ausfall, der die Erfurter deutlich schwächte. 38. Minute: 1:3. Eine eiskalte Dusche, verabreicht durch das Trio Hanusch-Slanina-Volkmann. Da gingen die Erfurter Köpfe runter.


Im letzten Drittel stand dann die Frage, „Geht hier noch was?“. Ging nicht. 48. Minute: 1:4. Denkste. Der Puck schlug zwar im Vieregge-Kasten ein, aber zuvor hatten die Leipziger durch einen Wechselfehler zu viele Spieler auf dem Eis. Die IceFighters schockte das nicht sonderlich. Drei Minuten später zählte dann der Treffer von Robin Slanina, den Leipzigs Oldtimer Eichelkraut in die Spur geschickt hatte. Das 1:5 nur drei Minuten später zog den nun zu nachlässig agierenden Gastgebern dann endgültig den Nerv. Wieder Schumacher sorgte dafür, dass der Deckel endgültig draufgemacht wurde. Positiv: die Drachen ergaben sich nicht ihrem Schicksal. In Überzahl stocherte Haarala drei Minuten vor Schluss aus einem Gewühl vor dem Leipziger Tor den Puck über die Linie. Zu mehr reichte es nicht. Drachen-Präsident Martin Deutschmann: „Leipzig hat seine Klasse ausgespielt und unsere Schwächung durch die Spieldauerstrafe ausgenutzt“. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Nun hängt das Fortkommen am seidenen Faden. Der Erzrivale, die Saale Bulls, könnte ja seinem alten Kontrahenten aus Erfurt mal zur Abwechslung einen Gefallen tun. Und in Duisburg gewinnen. Dann wäre das Ergebnis in Hannover Wurscht. Ansonsten hilft nur eines: sich bei den Scorpions so teuer als möglich verkaufen. Kleine Hoffnung: Die sind ohnehin durch und als uneinholbarer Zweiter sicher in den direkten Play offs. Für Erfurts Anhang wäre der Einzug in die Pre Play offs nach dem Wirbel um den Trainerwechsel auf der Zielgerade wenigstens der verdiente Lohn für ihre Treue in einer völlig verkorksten Saison. Also Jungs, greift den Essener Strohhalm und macht das Beste draus. Drachen-Präsident Martin Deutschmann, im Nebenerwerb Optimist, war jedenfalls ohne zu zögern bereit, den Inhalt seiner Geldbörse dennoch auf seine Drachen zu setzen. Zwar waren nur 20 Euro drin, aber auch 200 wären es ihm als Wetteinsatz wert gewesen, wie er versichert.

MKE

letzte Änderung: 21.02.2025